Pflanze

Green Screen in Eckernförde eröffnet

KN Online 10.09. 2010

Die neue Naturfilm-Metropole Eckernförde.

 Gleich mit zwei Höhepunkten - einer Weltpremiere und dem 50. Geburtstag der Kultsendung „Expeditionen ins Tierreich“ - wartete Donnerstagabend in der Eckernförder Stadthalle die Eröffnung des Naturfilmfestivals Green Screen auf. Festivalleiter Gerald Grote begrüßte rund 500 Gäste - so viele wie noch nie - zur Auftakt-Gala in der „Metropole des Naturfilms“.

 Das nächste Jahr erwarte er einen Anbau an die Stadthalle, scherzte Grote Richtung Bürgermeister. Das mochte Verwaltungschef Jörg Sibbel zwar nicht zusagen, war aber voll des Lobes: Nicht zuletzt dank eines sehr engagierten Vorstands und einer enormen Zahl freiwilliger Helfer habe sich das Festival gut etabliert. Green Screen werde in Eckernförde gelebt, sei als „Hollywood des Nordens“ aber auch international konkurrenzfähig. Dafür sprechen hochkarätige Gäste wie Tim Martin von der Naturfilm-Redaktion des britischen TV-Riesen BBC oder Walter Köhler von der populären Universum-Reihe des österreichischen Rundfunks.

„Wachsenden Erfolg“ bescheinigte Umweltministerin Juliane Rumpf dem Festival. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass Green-Screen-Filme auch in den Schulen gezeigt werden könnten, sagte sie und kündigte Unterstützung an. Denn ein besonderes Anliegen des Filmfestes sei es, Kindern und Jugendlichen Natur und Umwelt näher zu bringen.

Wichtiger Partner von Green Screen ist die NDR-Naturfilmredaktion. Dessen Leiter Jörn Röver hält das Eckernförder Naturfilmfest inzwischen für das bedeutendste in Deutschland. „Die Crème des Tierfilms ist da, die Kinos sind voll und die Stadt steht voll dahinter“, sagte er. Gerade die Begeisterung vor Ort mache die Besonderheit des Festivals aus.

Und das hatte zur Eröffnung einiges zu bieten: Spannende Einblicke in die Dreharbeiten ihres verstorbenen Mannes Heinz Sielmann zu den „Expeditionen ins Tierreich“ ermöglichte seine Witwe Inge Sielmann. Sie berichtete, wie belichtetes Filmmaterial in tropischen Region in die Erde eingegraben wurde - als Kühlschrank-Ersatz. Wie sie selbst einmal die großartigen Landschaften am Kilimandscharo erlebte. Und wie sie zur „Specht-Mutter“ wurde, als ihr Mann einen Film über heimische Vögel drehte. Wenn aus fernen Ländern die Filmrollen zuhause eintrafen, war sie froh, nach der Entwicklung ein Telegramm absetzen zu können: „Material okay!“

Heinz Sielmann stand bei seinen Reisen immer wieder Bären, Geparden oder Gorillas gegenüber - hatte seine Frau nie Angst um ihn? „Die Expeditionen waren ein Herzenswunsch meines Mannes“, sagte Inge Sielmann. „Jeder negative Gedanke hätte da nur gestört.“ Jörn Röver ergänzte, dass Tierfilmer - als Profis - in den seltensten Fällen durch Angriffe von Tieren zu Schaden kämen. Das Gefährlichste sei der Transportweg zu den abgelegenen Regionen.
Während Sielmann als Tierfilmer und Ökologe seiner Zeit „deutlich voraus war“, wie Röver kommentierte, hat sich die Technik gewandelt. Heutige Elektronik ermöglicht klarere und schärfere Bilder, Highspeed-Aufnahmen, extreme Makros oder Endoskopkameras, die sichtbar machen, was das bloße Auge nicht sehen kann.

Ein eindrucksvolles Beispiel des gegenwärtig Machbaren lieferte die Weltpremiere des vom NDR produzierten Films „Serengeti“. Der abendfüllende Streifen faszinierte mit Zeitlupenaufnahmen von auftauchenden Flusspferden, nächtlichen Jagdszenen der Löwen und fesselnden Bildern von den gefahrvollen Wanderungen der schier endlosen Herden der Gnus.