Pflanze

Green Screen und die hohe Kunst der Politik

EZ 08.09. 2012

Was bleibt ist Staunen. Da jettet fast die gesamte Naturfilmwelt für fünf Tage ins kleine Ostseebad, um hier ein Festival mit 90 Filmen, über 120 Vorführungen in sechs Spielstätten und 12 000 Zuschauern zu zelebrieren. Und das auch noch ohne Kino. Kaum zu glauben, aber so ist es. Langsam sind die Eckernförder Veranstalter am Limit. Viel mehr geht nicht.

Wetten doch ...?

Seit Donnerstag ist auch die Landesregierung endgültig „angefixt“. Die Droge kann zwar wie Cannabis, Alkohol und Nikotin auch verdammt süchtig machen, sie ist jedoch im Gegensatz zu den Genannten gesundheitlich völlig unbedenklich, ja sogar förderlich. Denn jeder Meter Film ist eine Botschaft zum Schutz der Natur.

Dieses starke Signal geht von Green Screen aus. Die Mischung aus atemberaubenden Bildern über und unter Wasser, die überzeugenden politischen Aussagen und die intensive Nachwuchsförderung im Wildpark Eekholt und bald auch an anderen Drehorten verbunden mit der enormen Zuschauerresonanz ist einzigartig. Dieses Netzwerk sollte stark genug sein, um selbst zwei bis drei kinolose Festivaljahre zu überstehen. Doch dann muss ein Kino stehen. Auch die Festivalleitung hat ihre Vorstellungen, wo ein solches eingerichtet werden sollte. Ob die allerdings mit den Vorstellungen der Verwaltung und Politik in Einklang zu bringen sind, werden die nächsten Monate zeigen. Bahnhof, Noorstraße oder Willers-Jessen-Schule – drei mögliche Standorte für ein neues,. schmuckes Lichtspielhaus, das dem Festival nach kurzer Kino-Abstinenz zusätzlichen „drive“ verleihen könnte.

Ministerpräsident Torsten Albig hat sich am Donnerstag bei der Eröffnungsveranstaltung in der Stadthalle als kongenialer Partner des mit allen anekdotischen Wassern gewaschenen Festivalleiters Gerald Grote erwiesen. Den munteren Wortspielen seines Vorredners ließ Albig zur Überraschung all jener, die ihn noch nicht so gut kennen, brillant formulierte Retourkutschen folgen. Wenn es sich um ein einstudiertes tête-a-tête gehandelt haben sollte, war die Darbietung schauspielreif, weil es sehr authentisch und spontan wirkte. Das hatte Stil und ließ den vollbesetzten Saal jubeln. Albig verstand es sogar, seinen Kontrahenten um den Ministerpräsidentenstuhl, Jost de Jager, in seinen schlagfertigen Auftritt einzubauen – Respekt.

Bei Torsten Albig dürfte Green Screen spätestens seit Donnerstagabend einen Stein im Brett haben. Und nachdem sich tags zuvor schon Umweltminister Robert Habeck sehr lobend über Eckernförde, seine Fischer und das Festival geäußert hat, sollte dem Beginn einer intensiven Beziehung in Form einer hochkarätigen finanziellen Förderung durch das Land eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

Wetten dass ...?