Pflanze

Naturfilmer unter vollen Segeln

EZ & shz 13. 09. 2010

Eine bunte Mannschaft hatte sich Skipper Bernd "Rolli" Wolf da angelacht: Knapp 40 Filmemacher und Helfer enterten am Sonnabend sein Traditionsschiff "Freedom" und fuhren für zweieinhalb Stunden mit ihm auf die Eckernförder Bucht - für viele ein bisher einmaliges Erlebnis. Hintergrund war der Gedanke der Eckernförder Günter und Ilona Haß, den Gästen zum internationalen Naturfilmfestival Green Screen etwas zu bieten, das zum Austragungsort passt und ihnen den Aufenthalt versüßt. "Sie sehen Eckernförde immer nur von Land aus, aber auch das Meer gehört zu unserer Stadt, und das sollen Sie kennenlernen", sagte Günter Haß zur Begrüßung. Er hatte alle Mitreisenden zu dieser Fahrt eingeladen. "Immer wieder faszinierend", findet Rolli Wolf die Gruppendynamik, die von einem Schiff ausgehen kann. "Zuerst waren sie alle noch etwas still, aber nachdem sie beim Segelsetzen geholfen hatten, der Motor ausgeschaltet wurde und es still war, sprach auf einmal jeder mit jedem."

International war die Zusammensetzung der Mannschaft: Den weitesten Weg hatte der Filmemacher Krishnendu Bose aus dem indischen Neu Delhi, der extra wegen des Green-Screen-Festivals angereist war. Er war mit dem Film "Tiger - The Death Chronicles" vertreten, der schon Preise in Indien und den USA gewonnen hat, und von der Bedrohung des indischen Tigers durch die Dezimierung seines Lebensraums berichtet. "Green Screen ist zwar im weltweiten Vergleich klein, aber wichtig", sagte er über das Eckernförder Naturfilmfestival. "Kleine Festivals finden eher den Zugang zu den Bürgern, bei den großen dagegen sind die Filmemacher meistens unter sich." Besonders die Jugendarbeit, wie sie auch bei Green Screen betrieben wird, ist dem 49-Jährigen wichtig. Deshalb geht er oft auf eigene Rechnung mit einem Filmprojektor in Dörfer und zeigt Kindern seine Filme. "Indien ist ein Entwicklungsland. Die Regierung ist mehr an der wirtschaftlichen Entwicklung interessiert als an der Umwelt." Allein von Naturfilmen könne er nicht leben, weshalb seine Frau und zusätzlich ausländische Filmteams in Indien betreue.

In Eckernförde sei er weniger der Filme wegen, die hauptsächlich auf Deutsch gezeigt und für ihn somit unverständlich gezeigt werden. "Mir geht es darum, Kollegen zu treffen", sagt er. Einen hatte er an Bord schon von einem anderen Festival wiedererkannt: Jan Henriksson aus Finnland, der zum dritten Mal am Green-Screen-Festival teilnahm. Auch er ist ausschließlich hier, um Kollegen und Entscheidungsträger zu treffen. "Green Screen ist das Forum, wo man in Europa seine Filme zeigen muss", sagte er. Das Festival sei für einen europäischen Filmer "the place to be". Das bestätigte auch der Hamburger Filmemacher Oliver Goetzl: "Green Screen ist das wichtigste Naturfilmfestival auf dem europäischen Festland."

 

Arne Peters