Pflanze

Naturfilmfestival Green Screen Ein Vulkan spuckt den besten Film aus

EZ & shz 13. 09. 2010

Vor 30 Jahren explodierte an der Westküste der USA der Vulkan Mount St. Helens und verwandelte die Umgebung in eine Mondlandschaft. Doch die Natur erobert sich ihren Lebensraum zurück - und beschert damit den österreichischen Filmemachern Jörg Daniel Hissen und Heinz Leger beim 4. Internationalen Naturfilmfestival Green Screen den von der Stadt mit 2500 Euro dotierten Preis für den besten Film. "Mount St. Helens - Der Vulkan lebt" heißt ihre Dokumentation, der die Jury "vielfältige Qualitäten in allen Kategorien" bescheinigt hat.

Spritzig und spannend - die Preisverleihung des Naturfilmfestivals am Sonnabend in der Stadthalle gestaltete sich kurzweilig für die 300 Anwesenden. Humorvoll leitete Moderator Markus Pingel durch den Abend, dem Festivalleiter Gerald Grote mit Anekdoten die richtigen Spitzen versetzte: "Von der Kuh kann man alles essen, der Rest wird zu Würstchen verarbeitet", las er zum Beispiel aus einem Kinderaufsatz zum Festival vor. Walter Köhler, Chefredakteur der ORF-Naturfilmreihe "Universum" nahm den Preis für seine Kollegen entgegen und konterte: "Wir begehen nicht Mord an der Natur, sondern glatten Selbstmord."

Kühe gab es in seinem Film nicht, dafür aber Murmeltiere und Bartgeier. Für seinen Film "Wilde Pyrenäen - Berge des Lichts" erhielt Regisseur Jürgen Eichinger den mit 5000 Euro dotierten Heinz Sielmann Preis, überreicht von der Stifterin Inge Sielmann. "Der Film vermittelt dem Zuschauer im Sinne von Heinz Sielmann, dass die Voraussetzung für die Artenvielfalt nur der Erhalt von naturnahen Lebensräumen sein kann", begründete sie ihre Entscheidung und fügte hinzu: "Ich bin so gerne hier in Eckernförde, dass es mir schon etwas wehtut, dass ich morgen wieder wegfahre."

Den vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag gestifteten und mit 1000 Euro dotierten Preis für die beste Bildgestaltung gewann Jan Haft mit seinen Kollegen Kay Ziesenhenne und Felix Pustal für den Film "Das Kornfeld". Damit hat Deutschlands führender Naturfilmer schon zum vierten Mal in Eckernförde einen Preis gewonnen. "Dieser Preis ist für mich ein Lieblingspreis, weil ich selbst Kameramann bin und ästhetische Bilder liebe."

Eine Besonderheit gab es diesmal im Kurzfilmbereich: So gewannen Hans Purrmann und Alexander Fürst von Lieven gleich zwei Preise für ihren Film "Leben zwischen den Zeilen", darunter den Publikumspreis. Die Jugendjury entschied sich in diesem Jahr für den Film "Equador - Von den Anden in den Amazonas" und bescherte der jungen Filmemacherin Marlen Hundertmark einen sympathischen Auftritt mit Freudentränen in den Augen.

Weil der Gewinner des Küstennebelpreises für den besten Meeresfilm nicht anwesend sein konnte, bedankte er sich per Videobotschaft: Unter Palmen winkte der Brite Mark Woodward, Regisseur des Films "Andrea: Queen of Mantas" den Eckernfördern zu.

Eine Videobotschaft oder zumindest ein Grußwort hatten die Green-Screen-Veranstalter auch vom Bundesumweltministerium erwartet, das immerhin den mit 2000 Euro dotierten Preis für den besten Film über biologische Vielfalt stiftet. Doch nachdem sowohl Bundesumweltminister und Schirmherr Norbert Röttgen sowie im Anschluss auch zwei weitere Mitarbeiter des Ministeriums ihre Teilnahme abgesagt hatten, war wohl auch ein Grußwort vergessen worden. Für viele nicht zu verstehen, sprach Jury-Mitglied und ehemaliger WDR-Naturfilmchef Dieter Kaiser wohl den meisten Filmemachern aus der Seele, als er sagte: "Es gibt auf dem europäischen Festland kein besseres Festival als das hier in Eckernförde."

Die Zahlen geben ihm Recht: Schon am Samstagabend verzeichneten die Veranstalter 9000 Besucher und 40 ausverkaufte Vorstellungen. Entsprechend "sehr zufrieden" zeigte sich Festivalleiter Gerald Grote, der besonders die Arbeit von Alexandra Eck hervorhob, die seit Beginn des Festivals 2007 die Büroleitung innehat. Freudestrahlend konnte er einen Erfolg verkünden: In einem Gespräch mit Bürgermeister Jörg Sibbel habe man entschieden, den Teil der Strandpromenade, in dem die Pflastersteine mit den Namen der Preisträger eingelassen sind, in "Green-Screen-Promenade" umzubenennen. Über diesen "kürzesten Dienstweg" zeigten sich auch die Gäste aus aller Welt beeindruckt, die noch bis tief in die Nacht im Stadthotel feierten.

Arne Peters