Pflanze

Naturfilmfestival läuft 2011 über sechs Tage

Kieler Nachrichten 13.09. 2010

Green Screen: Unterhalten und aufklären
Eckernförde. Mit einem neuen Besucherrekord ging am Sonntag das internationale Naturfilmfestival Green Screen in Eckernförde zu Ende. 9000 Gäste sahen in sechs Spielstätten rund 80 Filme. "Mehr Besucher, mehr Filmemacher, mehr Begeisterung", zog Festivalleiter Gerald Grote Bilanz. Sonnabendabend hieß es in der Stadthalle: "Und der Gewinner ist".

Ein mächtiger Hang gerät ins Rutschen. Was dann folgt, verändert eine ganze Landschaft. Den Ausbruch eines Vulkans vor 30 Jahren an der Westküste der USA hat der Film "Mount St. Helens - Der Vulkan lebt" der österreichischen Fernseh-Reihe Universum in Szene gesetzt. Seine raffinierten Tricks und die bildgewaltige Darstellung, die den Ausbruch, aber auch das in der Ödnis neu entstehende Leben visualisieren, bringen dem Streifen die begehrte Auszeichnung "Bester Film" bei Green Screen ein.

"Den Hauptpreis des bedeutendsten Naturfilmfestivals im deutschsprachigen Raum zu gewinnen, das ist schon was", freute sich Universum-Chef Walter Köhler, der die von der Stadt Eckernförde gestiftete Ehrung entgegennahm. Für "Mount St. Helens" sei vor allem die Synthese aus Computeranimation, Naturaufnahmen und Wissenschaftselementen eine Herausforderung gewesen. Und: Das Vulkan-Gebiet konnte nur mit dem Helikopter überflogen oder zu Fuß durchquert werden. "Die Gefahr des Steinschlags war immer gegeben."


Eckernförde rollt den grünen Teppich aus

Insgesamt 14 Preise hatte die Jury von Green Screen zu vergeben. Im Blickpunkt stand auch der mit 5000 Euro dotierte Heinz-Sielmann-Preis, den Inge Sielmann, Witwe des verstorbenen Tierfilmers, überreichte. Aus zwölf Filmen, die ihr die Vorjury zugeschickt hatte, wählte sie "Wilde Pyrenäen - Berge des Lichts" von Jürgen Eichinger aus. Im Sinne ihres Mannes zeige der Film, dass die Voraussetzung für Artenvielfalt nur der Erhalt naturnaher Lebensräume sein könne, sagte Inge Sielmann.

Ein besonderer Naturfilm gewann den von den Kieler Nachrichten gestifteten Preis "Beste Geschichte". Der "Mauerhase" von Bartek Konopka und Piortr Rosolowski ist mehr als ein Tierfilm, er ist auch eine deutsche Geschichtsstunde aus der Zeit der Wende. Peter Kokocinski von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, der die Auszeichnung stellvertretend in Empfang nahm, will die Filmemacher demnächst nach Schleswig-Holstein einladen.

Dass sich der Blick der Naturfilmer nicht nur auf spektakuläre Landschaften wie die Serengeti richtet, zeigt auch Jan Haft mit seinem Streifen "Das Kornfeld", der in der Kategorie "Beste Bildgestaltung" gewann. Einen alltäglichen Schauplatz lässt er als ein ungewöhnliches Universum erscheinen.

Und welche Trends für die Entwicklung des Naturfilms zeigte Green Screen auf? Jury-Mitglied Anett Sager (ARTE) sieht eine zunehmende Auseinandersetzung der Filmemacher mit den Umweltproblemen. Stichwort: unterhalten und aufklären. Das Festival selbst stuft der ehemalige Leiter der WDR-Naturfilmredaktion, Dieter Kaiser, als "das beste auf dem europäischen Festland" ein. Unterdessen wächst Green Screen weiter. 2011 wird das Filmfest von vier auf sechs Tage verlängert.
.


Das sind die 13 Preisträger:
Heinz-Sielmann-Filmpreis: "Wilde Pyrenäen - Berge des Lichts"von Jürgen Eichinger
Bester Film: "Mount St. Helens - der Vulkan lebt" (Daniel Hissen, Heinz Leger)
Beste Bildgestaltung: "Das Kornfeld" (Kay Ziesenhenne, Jan Haft, Felix Pustal)
Beste Geschichte: "Mauerhase" (Bartek Konopka, Piotr Rosolowski)
Bester Meeresfilm: "Andrea: Queen of Mantas" (Mark Woodward)
Preis für biologische Vielfalt: "Das Blaue Wunder - Im Inselreich von Raja Ampat" (Rolf Möltgen)
Bestes Sounddesign: "Das wilde Japan" (Thoralf Grospitz, Jens Westphalen)
Bester Wissenschaftsfilm: "Schwärme - Intelligenz der Massen" (Jakob Kneser)
Bester ökologischer Film: "Der Bauer, der das Gras wachsen hört" (Bertram Verhaag)
Sonderpreis Umweltschutz: "Stinkende Schiffe" (Andreas Orth)
Sonderpreis Jury: "Jagdzeit" (Angela Graas)
Preis Jugendjury: "Equador - von den Anden in den Amazonas" (Marlen Hundermark)
Kurzfilm / Kurzfilm Kids: "Leben zwischen den Zeilen" (Hans Purrmann, Alexander Fürst von Lieven).

Christoph Rohde