Pflanze

Reise durch das Green-Screen-Land

EZ 13.09. 2012 von Bärbel Hoffmann

Interessierte Kinder sind das beste Green-Screen-Publikum: Sie wollen alles genau wissen und sind begeisterungsfähig.

Ein Streifzug durch das große Angebot des Internationalen Naturfilmfestivals Green Screen in Eckernförde

Haben Sie Lust, mit mir auf Reisen zu gehen? Ein grandioses Festival macht´s möglich. Man kann tagelang schauen und staunen. Na, kommen Sie mit? Dann geht es los.
Wir befinden uns im „wilden Deutschland“, in der Sächsischen Schweiz und begegnen einer bizarren Landschaft, Deutschlands „Grand Canyon“, – und wer da alles wohnt: Schwarzstorchfamilien, die perfekt tauchende Wasseramsel, der fast ausgestorbene Gartenschläfer, Wanderfalken – und für alle ist hier reichlich Platz.
Haben Sie schon einmal von den Big Five in Südamerika gehört? Zu ihnen gehört der Andenbär, der einzige Bär Südamerikas, auch als Brillenbär bekannt, obwohl lange nicht alle eine Brille haben. Er ist der letzte Kurzschnauzenbär, 200 Kilogramm schwer und mit zwei Metern sehr beeindruckend - und er frisst am liebsten „delikate“ Bromelien. Ratzfatz verfolgen wir dann den Weg der Argentinischen Ameise nach Westeuropa. Sie ist nur zwei Millimeter klein, aber übermächtig. In ihrer Vielzahl liegt ihre Macht, und sie richtet große Verheerungen an. Auf 6000 Kilometer Länge sind fast alle anderen Arten ausgelöscht. Sie wird als Gemeinschaft inzwischen als das „größte Raubtier der Welt“ bezeichnet. Wir können nur hoffen, dass ein wirksames Mittel gegen diese aggressive Ameise gefunden wird, bevor sie Deutschland erreicht.
Nicht weit vom Ursprung dieses „Raubtiers“, zwischen Anden-Hochland und Amazonas-Tiefland, im Manu-Nationalpark lebt der Riesenotter, auch er gehört zu den Big Five Südamerikas (wie Gürteltier, Anakonda und Ameisenbär). Er wird zwei Meter lang. Das Kamerateam beobachtet seltsame Landgänge der Otterfamilie und stellt fest, dass sie mehrmals am Tag an Land verschwinden…aufs Klo. Beunruhigend ist eher die Verunreinigung des Wassers durch die Goldwäscher, die mit Quecksilber Gold binden – ein Gramm Gold wird von ein Gramm Quecksilber gebunden. In diesem riesigen Nationalpark begegnen wir auch Wollaffen und dem putzigen Kaiserbart-Tamarin.
Wenn Sie noch Zeit haben, durchstreifen Sie mit mir „ein grünes Wunder“ – unseren Wald. Der Filmemacher hat fünf Jahre gebraucht, um uns mit dieser Dokumentation zu zeigen, wie schön es bei uns ist: erste Moosköpfchen tanzen, wir sehen Liebesspiele der Birkensamen, eine Füchsin, die sieben Kinder im Zaum halten muss. Eine verschlafene Maus lässt sich sogar von einer Hummelkönigin vertreiben. Hier finden Hirschkäferduelle statt, manch tiefer Fall wird von der Kamera eingefangen. Ein schreckliches Feuer vernichtet riesige Fichtenbestände, aber es gibt einen wunderbaren Neubeginn und - Regen. Die Waldbewohner sind ziemlich unempfindlich gegen Regen, denn Wasser ist Leben, ist Zukunft, es wird getrunken und gebadet, neues Leben entsteht.
Bleiben wir doch gleich im Wald, in einem einzigartigen Naturpark, dem „Bayerischen Wald“, wir tauchen ein in einen Urwald. 1983/84 vernichteten ein Riesensturm und eine Borkenkäferplage Zehntausende Bäume. 173 Hektar Wald waren verwüstet. Durch eine kluge Entscheidung, das Holz liegenzulassen, entstand so der ungewöhnlichste Urwald Mitteleuropas. 70 Vogelarten leben hier, Fischotter (Wassermarder) toben sich aus, scheue Luchse bekommen Nachwuchs, der Habichtskauz hat sich angesiedelt. Totes Holz heißt eben noch lange nicht toter Wald, Totholz ist das Keimbett für eine neue Waldgeneration und Lebensraum für viele kleine Waldbewohner.
Nun nehme ich Sie tatsächlich noch nach Südindien mit, und an alle Fans von Balu: aufgepasst! Vier Jahre lang hat ein Kamerateam in freier Wildbahn die scheuen, eigentlich nachtaktiven Lippenbären belauscht, zeigt spektakuläre Aufnahmen. Man hat noch nie vorher gefilmt, dass Babybär im Maul der Mama den wahrscheinlich nahrhaften Speichel leckt. Die Mutter begleitet und hütet ein oder zwei Kinder über zwei Jahre lang und lässt kein Männchen in die Nähe. Erwachsen ist unser Balu dann mit ca. vier Jahren, beobachtet von Rotmangusten, von Tigern und Leoparden, die sich allerdings nur an die Kleinen wagen würden. Ach, kennen Sie übrigens den Jesusfrosch? Nein? Der kann wirklich über Wasser laufen, sogar in großen Sätzen.
Ich könnte die Reise mit Ihnen noch lange fortführen, Ihnen von „John the crow“ erzählen, von den Koniks in der Geltinger Birk, fliegenden Säugetieren wie Hufeisennasen und Mausohrfledermäusen, aber Ihre Zeit und mein Platz auf dieser Seite reichen leider nicht aus. Wissen Sie was? 2013 können wir dank toller Kamerateams und vieler Helfer dieses einzigartigen Festivals gemeinsam auf neue Reisen in eine wundersame Tier- und Pflanzenwelt gehen.