Scharfschützen der Meere - Fangschreckenkrebse

Keiner schlägt schneller und härter zu als sie. Die besten, komplexesten Augen im Tierreich gehören ihnen. Ihre Geheimsprache lässt sich nur mit Hightech beobachten. Sie sind Meisterstücke der Evolution, denn seit etwa 400 Millionen Jahren kämpfen sie sich schon erfolgreich durch die Weltmeere. Und doch sind sie Stiefkinder der Forschung: Fangschreckenkrebse. In normalen Aquarien sind sie kaum zu halten, weil sie sofort alle Fische, Schnecken und Krebse vertilgen. Große Exemplare können sogar die Scheiben zerschmettern.

 

Natali Ricciardi sucht die wenigen Spezialisten in aller Welt auf, um Genaueres über diese kaum bekannten Krebstiere in Erfahrung zu bringen. Fangschreckenkrebse leben in allen warmen Weltmeeren, auch im Golf von Mexiko und in der Andamanensee. Dort taucht Natali mit ihrem Team, um den Krebsen mit den wirkungsvollen Waffen zu begegnen. Deren Fangbeine ähneln denen der Gottesanbeterin. Daher der Name Fangschreckenkrebse. Einige sind mit langen Spießen ausgestattet, weshalb sie "Speerer" genannt werden. Sie fangen vor allem Fische. Andere besitzen knochenharte Verdickungen, mit denen sie Muscheln, Schnecken und Schalentiere knacken. Sie bilden die Gruppe der "Schmetterer". Mit beiden Typen der Fangschreckenkrebse macht Natali hautnah Bekanntschaft.

 

Bei Versuchen in Forschungsinstituten und im Meer stellen die Kung-Fu-Kämpfer der Ozeane ihre Fähigkeiten unter Beweis. Spielend schlägt ein Schmetterer einen Blaugeringelten Oktopus, eines der giftigsten Tiere überhaupt, ko und verspeist ihn anschließend. Extreme Zeitlupen-Aufnahmen dokumentieren, wie bei einer Schlaggeschwindigkeit von 23 Metern pro Sekunde Gasblasen im Wasser entstehen, implodieren und zusätzlich zum Aufschlag das Opfer mit einer Schockwelle außer Gefecht setzen. Mit Spezialfiltern bestückt, können die Kameras die geheimnisvollen Farbsignale darstellen, die sich unterhaltende Krebse im ultravioletten Bereich oder als polarisiertes Licht zumorsen - Beweise für die unglaubliche Leistungsfähigkeit der hochkomplexen Augen dieser Tiere. Jedes ihrer beiden Stiel-Augen besteht aus bis zu 10.000 jeweils in drei Gruppen angeordneten Teilaugen. Jedes ihrer beiden Stiel-Augen kann also nicht nur binokular, sondern trinokular sehen. Sie verfügen je nach Art über zehn und mehr verschiedene Sehpigmente. Der Mensch besitzt nur drei. Außerdem können Fangschreckenkrebse die beiden Augen unabhängig voneinander in alle Richtungen drehen. Durch Experimente mit Spiegeln kann Natali zumindest einen Teil der visuellen Möglichkeiten dieser optischen Alleskönner im Film nachweisen.

 

Die Kamera-Crew begleitet Natali ins Reich der Fangschreckenkrebse. Der spannende Film dokumentiert in ungewöhnlichen Bildern das faszinierende Leben dieser ozeanischen Rambos in ihren traumhaft schönen Lebensräumen, den Flachwasserzonen der Korallenriffe. Walhaie und Meeresschildkröten sind ebenso Zaungäste bei den Dreharbeiten wie Leopardenhaie, Muränen, Barrakudas und allerlei bizarre und bunte Riffbewohner. Eine exzellente HD-Dokumentation mit kaum bekannten Informationen und überraschenden Fakten.

Regie: Sigurd Tesche

Sigurd Tesche (*1940 in Haan bei Düsseldorf) absolvierte nach der erfolgreichen Ausbildung an der Fachschule für Kunst in Gestaltung in Solingen, ein Volontariat bei dem renommierten Kameramann Peter Conrad. Nach Ablegung der Fotografenmeisterprüfung gründete er eine eigene Produktionsfirma und realisierte mehrere hundert TV-Produktionen.

Deutschland
2009
44 Min.
Deutsch
7
Regie: Sigurd Tesche
Buch: Michael Leja, Sigurd Tesche
Kamera: Sigurd Tesche, Bob Cranston, Sigi Braun, Gerald Arnold, Robert Minderlein, Roberto Rinaldi
Schnitt: Monika Hertzfeldt
Musik: Paul Rabiger
Sprecher/in: Philipp Schepmann
Redaktion: Gabriele Conze (WDR), Catherine Le Goff (ARTE)
Nominierungen: Bester Meeresfilm 2010