Pflanze

Inge Sielmann überrascht bei der Abschlussveranstaltung des fünften Internationalen Naturfilmfestivals Green Screen

Eckernförder Zeitung 12.089. 2011

Da flossen die Tränen: Rund 700 Gäste haben am Sonnabend eine hoch professionelle Preisverleihung beim fünften Internationalen Green-Screen-Naturfilmfestival im Kuhhaus auf Gut Altenhof erlebt, als Inge Sielmann mit ihrem Auftritt alles bislang Dagewesene in den Schatten stellte. Um den Gewinner des von ihr gestifteten Heinz-Sielmann-Filmpreises hatte sie zuvor ein großes Geheimnis gemacht, Nominierungen gab es nicht. Auf der Bühne dann ließ sie die Bombe platzen: Der mit 5000 Euro versehene und damit höchst dotierte deutsche Naturfilmpreis ging in diesem Jahr nicht an einen Filmemacher, sondern an das Green-Screen-Festivalteam, den Förderverein und die vielen ehrenamtlichen Helfer für ihren großen Einsatz im Sinne des Naturschutzes. Große Augen, überraschte Gesichter, dann ein Jubeln im Saal und lang anhaltender Applaus, als der harte Kern des Fördervereins auf die Bühne trat. Michael Packschies ronnen die Freudentränen über die Wangen, ist die Auszeichnung doch auch eine Würdigung für sein Engagement als Abteilungsleiter für Naturschutz und Landschaftsplanung der Stadt. Immerhin hat er zusammen mit Festivalleiter Gerald Grote die Green-Screen-Idee ins Rathaus gebracht. "Die Frau hat einfach Stil", sagte ein euphorischer Bürgermeister Jörg Sibbel, der in den Jubel mit einstimmte.

Schon fast routiniert wirkte da die Preisvergabe für den besten Film: Zum dritten Mal nach 2007 ("Die Blumenwiese") und 2008 ("Die Türkei") räumte Jan Haft den wichtigsten und von der Stadt Eckernförde gestifteten Preis ab, diesmal mit dem Film "Wildes Skandinavien - Norwegen". Mit einer weiteren Auszeichnung habe er nun wirklich nicht gerechnet, verriet der Regisseur, Kameramann und Autor aus Bayern hinterher. Besonders freue ihn der Preis, weil er den Film zu 95 Prozent allein gedreht habe. Nach seiner Bezeichnung Eckernfördes als "absolut geile Stadt" im Jahr 2007 legte er bei seiner Dankesrede jetzt noch einen drauf und sprach von einem "Knüllerfestival" und einer "Knallerstadt". Sein Sieg beim Green-Screen-Festival konnte schon wenige Stunden später bei Wikipedia nachgelesen werden.

Eine Premiere war die Verleihung des Publikumspreises des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages: Zwei Wochen lang ist das Green-Screen-Team durchs Land getourt, hat an zwölf Standorten des sh:z jeweils drei Filme gezeigt, von denen die sh:z-Leser den besten wählen durften. Deutlich vorne lag der Film "Im Reich des Eisvogels", der gleich in zehn Städten zum Publikumsliebling gekürt wurde. Weil Regisseur Rolf Möltgen wegen Dreharbeiten nicht persönlich zur Preisverleihung kommen konnte, überreichte sh:z-Chefredakteur Stephan Richter den Preis dem ehemaligen WDR-Naturfilmchef und gutem Freund Möltgens, Dieter Kaiser. Der zeigte sich sichtlich gerührt und dankte mit stockender Stimme. "Mit den Green-Screen-Filmen und dem Publikumspreis haben wir die Menschen im Land bewegt", führte Richter aus und versprach: "Wir machen weiter." Den zweiten vom sh:z gestifteten Preis für die beste Kamera überreichte EZ-Redaktionsleiter Gernot Kühl an Michael Schlamberger für seine beiden "Sambesi"-Filme.

Eine zweite Premiere feierte an diesem Tag der Sielmann Junior Filmpreis, dessen Gewinner schon am Mittag ausgezeichnet worden waren (siehe Seite 10): Lena Sänger aus Duderstadt sowie Oliver Kraack und Jesko Berger aus Eckernförde kamen auf die Bühne um zwei der drei Preise entgegenzunehmen.

Die weiteste Anreise hatte der nominierte Filmemacher Masahiro Hayakawa aus Japan, der auch den Preis für die beste Postproduktion entgegennahm - allerdings für seinen Kollegen Satoshi Okabe.

Zweieinhalb Stunden lang führte eine charmante Frederike Harten durchs Programm, stellte Gerald Grote seinen Wortwitz unter Beweis und konnten sich die Besucher an heiteren Kurzfilmen erfreuen. Der Saal im Kuhhaus war unterteilt: Für die hintere Hälfte hatten die Veranstalter eine große Leinwand aufgebaut, auf die die Bühnenshow übertragen wurde. Die Preisverleihung war die wohl professionellste bislang, ohne den familiären Charme des Festivals zu verlieren. Das zeigte sich auch beim After-Show-Programm mit Wein und guten Gesprächen.