Pflanze

Vom Affentheater bis zur Riesenschlange

Flensburger Tageblatt 22.08. 2012 von Gunnar Dommasch

Ich mag Reptilien“: Für den sechsjährigen William ist es bei der Stimmabgabe keine Frage, welcher Film den Publikumspreis einheimsen soll.

Publikum von Naturfilmen begeistert / Wer gewinnt den sh:z-Publikumspreis des Green-Screen-Festivals?

Sie verbreiten Angst und Schrecken. Die Raubzüge der berüchtigten „Schmidt-Gang“ am Rande des Tafelberg-Nationalparks sind gefürchtet. Einst selbst gejagt, hat sich der Bestand der Bärenpaviane in Südafrika vervielfacht, seit sie unter strengen Schutz gestellt wurden. Die furchtlosen Männchen Jimmy, Fred und Merlin sind waghalsige Fassadenkletterer, sie plündern, was nicht niet- und nagelfest ist; sie sind den Menschen respektlos nah, denn die Zivilisation ist ihnen buchstäblich auf den Pelz gerückt.
Der Film über die tierische Plage am Kap ist einer der Wettbewerbsbeiträge des Green-Screen-Film-Festivals und einer von drei Kandidaten für den sh:z-Publikumspreis. Die affigen Gangster hatten gestern in der UCI Kinowelt unter den über 200 Besuchern die Lacher auf ihrer Seite. Ob sie allerdings die begehrte Trophäe abräumen werden, mag bezweifelt werden. Denn der dramaturgisch in der Art einer Kriminalstory überzeichnete Streifen stieß gestern Nachmitttag nicht auf jedermanns Geschmack. Zu monothematisch, dem Genre Naturfilm schon leicht entrückt. Schon der Titel „Affenalarm – die Pavianpolizei am Tafelberg“ erschien einigen Gästen als zu reißerisch „Irgendwie war das durch die Comic-Einblendungen gar kein richtiger Tierfilm“, meinte etwa der zwölfjährige Maxi Gans aus Flensburg.

Der dreisten Pavian-Bande wohltuend gegenübergestellt war die deutsche Produktion „Die letzten Europas – Wildpferde im Münsterland“, wenn auch hier der Titel irritierend war. „Schließlich gibt es auch noch die Konics in der Geltinger Birk“, meinte eine Besucherin. Tatsächlich aber war der Film weit mehr als einer über Pferde. Eindrucksvoll wurde der Artenreichtum an Pflanzen in der Region dargestellt. Es wurde gezeigt, wie Moorfrösche und Kreuzottern unter dem Schwund des Moores leiden, wie der Bestand rapide zurückgeht. Man sah verbissene Duelle zwischen zwei Hengsten während der Paarungszeit, eindrucksvolle Nah-, Zeitlupen und Gegenlichtaufnahmen. Der kluge Aufbau sowie die filmische Umsetzung gefiel auch Margret Schwager, die extra aus Kappeln zum Green-Screen-Festival gekommen war. „Ich liebe Pferde“, sagte sie, nach der Vorführüng noch tief beeindruckt. „Es waren wundervolle Aufnahmen.

Viele Besucher zeigten sich auch angetan von „Big Five Südamerika – Die Anakonda“. Ein Expeditionsteam auf der Suche nach der von Mythen umrankten Riesenschlange in den unerforschten Wäldern von Guyana, entlang reißender Flüsse. Auch hier ging es nicht nur um die größte Schlange der Erde, die so bedrohlich wie sanft wirkt, bei den Indios verehrt oder gefürchtet, angesiedelt zwischen Dämon und Gottheit. Es gab ebenso Begegnungen mit schimpfenden Brüllaffen, Leguanen und dem schwarzen Kaiman, der bis zu sieben Tonnen wiegt und mit dem nicht zu spaßen ist.

Für den kleinen William Bremer aus Harrislee ein klares Votum. Er nämlich liebt Dinosaurier. „Das sind Reptilien, und Schlangen sind auch Reptilien, und deswegen liebe ich Schlangen“, legte der Sechsjährige eine beeindruckende Kausalkette hin.
Flensburg war die zehnte Station des Festivals. Der Publikumspreis wird erst nach Auszählung der Stimmen an 14 Spielorten entschieden und im Rahmen einer Gala am 8. September in Eckernförde vergeben.